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Den gewöhnlichen Leser mag es vielleicht schon gar nicht mehr interessieren: Im Oktober 2019 wird er fertiggestellt sein, der Berliner Flughafen BER. Wirklich? Nun, eigentlich wird der Flugbetrieb erst ein Jahr später im Oktober 2020 aufgenommen, so der Bericht des Berliner Tagesspiegels [1] zum Stand des leidigen Projekts. Das Blatt selbst meldet dazu leise Zweifel an. Die Indizien: Der Termin für Oktober 2020 wurde im Dezember 2017 festgeschrieben. Seither seien zwar gute Fortschritte bei den zwei Problemfeldern Kabel und Brandschutz gemacht worden, allerdings ist die Frist für die letzten, komplexen Tests der sicherheitstechnischen Anlagen wie Entrauchung und Sicherheitsstromversorgung von drei auf zwei Monate gekürzt worden. Insgesamt sei die Flughafengesellschaft bereits wieder um ein drei Viertel Jahr im Rückstand.

Die willkürliche Verkürzung von Planungsfristen ist für den erfahrenen Projektmanager eines von vielen Alarmsignalen. 2.000 Tage Verspätung im Jahr 2017, 30 Jahre Bauzeit seit der Genehmigung 1991 könnte der Flughafen noch schaffen. Die Unternehmensberatung Berliner Team zieht den Vergleich [2] zum Gotthard-Basistunnel in der Schweiz. Die Fertigstellung des Tunnels sei auf 2017 terminiert gewesen, eröffnet wurde der Tunnel bereits 2016. Während der Flughafen BER bei inzwischen 125 Prozent Kostenüberschreitung angelangt sei, wurden die geplanten Kosten für den Tunnel mit rund 9,56 Mrd. Franken (seit 2007 geplant) sogar leicht unterschritten. Die Berliner Unternehmensberater beziehen ihre Erkenntnisse unter anderem auch aus der sehr interessanten, jährlichen Studienreihe der Hertie School of Governance, die im Report 2016 weltweit in 36 Ländern Infrastrukturprojekte unter die Lupe genommen hat [3].

Wie stellt man jedoch fest, ob jemand gut ist im Projektmanagement? Die Leute beim St. Gotthard Tunnel waren es offenbar. Oder etwa Klaus Grewe, den wir an anderer Stelle [4] erwähnt haben, der die Risikoabschätzung für die Olympischen Spiele in London 2012 gesteuert hat. Grewe hatte beispielsweise rund 14.000 Vorgänge zu erfassen und auf dieser Basis eine Risikoabschätzung zu machen.

Worüber sich Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer im Klaren sein sollten: Projektmanagement ist kein Hobby, das neben der eigentlichen Aufgabe betrieben wird. Es ist eine eigene Disziplin, die bei jedem komplexen Projekt zum Tragen kommen muss. Wie findet man nun Menschen, die besonders gut im Projektmanagement sind? Sie müssen sich in ihrem Fachgebiet auskennen, aber nicht notwendigerweise die fachlich Besten sein. Vielmehr zählen ihr Organisationsgeschick und psychologisches Gespür für die Motivation der beteiligten Stakeholder. Das Berliner Team präferiert zum Beispiel die anforderungsorientierte Diagnostik. Bei dieser Methode werden Antworten von erfolgreichen Projektmanagern mit den Antworten eines Kandidaten verglichen. Diese aufwändige Methode erzielt bestimmt gute Ergebnisse. Bei der Vorauswahl solcher Kandidaten, sollte man jedoch nachfragen, ob sie im Projektmanagement ausgebildet sind und über ein Zertifikat verfügen. Zum Beispiel in PRINCE2 [5], der weltweit führenden Methode im Projektmanagement. PRINCE2 wird in 19 Ländern gelehrt und 88 Prozent der Zertifizierten sagen, dass die Qualifikation ihre Karriere gefördert hat.

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[1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/flughafen-berlin-brandenburg-fertig-im-oktober-2019-am-ber-darf-jetzt-nichts-mehr-schiefgehen/23901486.html 

[2] https://www.berlinerteam.de/magazin/so-geht-projektmanagement-flughafen-ber-st-gotthard-tunnel/ 

[3] https://www.hertie-school.org/en/governancereport/govreport-2016/ 

[4] https://www.prince2.com/de/blog/warum-prince2-verwenden 

[5] https://www.prince2.com/de/what-is-prince2